Veröffentlicht am März 12, 2024

Ein Wohnmobilstellplatz ist kein günstiger Campingplatz, sondern eine zweckgebundene Infrastruktur für das reine Übernachten auf der Durchreise.

  • Das Verbot von „Campingverhalten“ (Markisen, Tische) dient der rechtlichen Abgrenzung zum Campingplatz, um aufwändige und teure Auflagen (z. B. Sanitäranlagen) zu vermeiden.
  • Die günstigen Preise sind nur durch minimale Betriebskosten möglich, was eine hohe Autarkie (eigene Toilette, Wasser) der Fahrzeuge voraussetzt.
  • Strikte Abstands- und Ruhezeitregeln sind keine Schikane, sondern oft gesetzliche Brandschutz- und Lärmschutzvorgaben.

Recommandation: Betrachten Sie den Stellplatz als Service für eine sichere und legale Übernachtung, nicht als Urlaubsort. Respektieren Sie die Regeln, um das kostengünstige System für alle zu erhalten.

Es ist ein vertrautes Szenario für viele Wohnmobil-Einsteiger: Man findet einen schönen Stellplatz für einen Bruchteil des Preises eines Campingplatzes, parkt das Fahrzeug und der erste Impuls ist, es sich gemütlich zu machen. Die Markise wird ausgefahren, Stühle und Tisch werden aufgestellt – das Urlaubsgefühl beginnt. Doch genau hier liegt ein weit verbreitetes Missverständnis, das oft zu Unmut und Verwirrung führt. Warum wird dieses Verhalten, das auf jedem Campingplatz selbstverständlich ist, auf einem Stellplatz plötzlich zum Problem?

Als Betreiber von Stellplätzen erlebe ich diese Situation regelmäßig. Viele Neulinge sehen die Regeln als willkürliche Einschränkung, dabei sind sie das Fundament unseres gesamten Geschäftsmodells. Der Schlüssel zum Verständnis liegt nicht in einer simplen Liste von Verboten, sondern in der fundamentalen rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Trennung zwischen dem Konzept „Parken zum Übernachten“ und dem vollwertigen „Camping“. Die ausgezogene Markise ist dabei mehr als nur ein Sonnenschutz; sie ist das Symbol für den Beginn von „Campingverhalten“, das einen Stellplatz rechtlich in einen Campingplatz verwandeln kann – mit gravierenden Folgen für den Betreiber und letztlich auch für die Preise.

Dieser Artikel erklärt aus der Praxisperspektive eines Betreibers, warum diese Regeln existieren. Wir werden die Logik hinter den Bezahlmethoden, den strikten Abstandsregeln, dem Fehlen von Toiletten und den Lärmschutzvorgaben beleuchten. Sie werden verstehen, warum Ihre Autarkie als Wohnmobilist entscheidend ist und wie Sie durch die Einhaltung der Etikette dazu beitragen, das wertvolle und flexible System der Stellplätze für alle zu bewahren.

Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, haben wir die wichtigsten Aspekte der Stellplatz-Etikette und der Unterschiede zum Campingplatz in den folgenden Abschnitten detailliert aufgeschlüsselt. So sind Sie für Ihre nächste Tour bestens gerüstet.

Münzen oder App: Wie Sie bezahlen, wenn das Büro nicht besetzt ist?

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Stell- und Campingplätzen ist die Abwesenheit einer besetzten Rezeption. Um die Kosten niedrig zu halten, setzen wir Betreiber auf automatisierte Systeme. Der klassische Münzautomat für Parkgebühr und Strom ist immer noch weit verbreitet. Es ist daher eine goldene Regel, stets einen Vorrat von 1- und 2-Euro-Münzen im Fahrzeug zu haben. Nichts ist ärgerlicher, als nachts anzukommen und kein passendes Kleingeld für die Schranke oder den Stromanschluss zu finden.

Zunehmend setzen sich jedoch digitale Lösungen durch. Bezahl-Apps fürs Parken sind in Deutschland auf dem Vormarsch, und laut der Plattform Smartparking gibt es bereits 6 große Park-App-Anbieter, die die meisten deutschen Städte abdecken. Diese ermöglichen eine bargeldlose und oft minutengenaue Abrechnung direkt über das Smartphone. Die Quittung wird digital erstellt und muss nicht mehr hinter die Windschutzscheibe gelegt werden. Diesen Trend unterstützen wir, da er den Verwaltungsaufwand für uns minimiert und Ihnen als Nutzer maximale Flexibilität bietet, sogar für kurze Stopps wie den Brötchenkauf am Morgen.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Anbieter in Deutschland, damit Sie sich vorab informieren können.

Vergleich der wichtigsten Park-Apps in Deutschland
App-Anbieter Abdeckung Servicegebühr Besonderheiten
EasyPark Über 135 Städte 10-15% der Parkgebühr Größte Abdeckung, minutengenaue Abrechnung
Parkster Ca. 60 Städte 0,19€ pro Parkvorgang Monatliche Rechnung per E-Mail
PayByPhone Ca. 50 Städte 10% im Basis-Tarif Zahlung über Handyrechnung möglich
Park&Joy 30 Städte 0,19€ pro Parkvorgang Sensoren zeigen freie Plätze

Letztendlich ist die Bezahlmethode Teil des Konzepts „Stellplatz“: Effizienz und geringe Personalkosten. Indem Sie sich auf beide Szenarien – Münzen und App – vorbereiten, garantieren Sie eine reibungslose Ankunft zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Kuschelcamping verboten: Wie viel Abstand zum Nachbarn ist auf Stellplätzen Pflicht (Brandschutz)?

Die oft eng wirkende Anordnung von Wohnmobilen auf einem Stellplatz ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Flächenoptimierung. Dennoch gibt es eine klare und unmissverständliche Regel: Der Abstand zum Nachbarn ist keine reine Höflichkeitsfrage, sondern eine zwingende Brandschutzvorschrift. Das gemütliche „Kuschelcamping“, bei dem man sich fast die Hand reichen kann, ist strengstens untersagt und gefährlich.

Die konkreten Vorschriften variieren je nach Bundesland, aber eine gängige und leicht zu merkende Faustregel wird von vielen Betreibern, wie zum Beispiel First Camp, konsequent umgesetzt: Es muss ein Mindestabstand von 3 Metern zwischen zwei Fahrzeugen eingehalten werden. Dieser Abstand ist entscheidend, damit im Brandfall ein Übergreifen der Flammen auf das Nachbarfahrzeug verhindert oder zumindest verlangsamt wird und Rettungswege frei bleiben. Manche Landesverordnungen gehen sogar noch weiter. Gemäß der aktuellen Landesverordnung in NRW sind beispielsweise mindestens 5 Meter breite Brandschutzstreifen nach jeweils 10-20 Stellplätzen vorgeschrieben, um größere Brandabschnitte zu schaffen.

Luftaufnahme eines Stellplatzes mit klar markierten 3-Meter-Abständen zwischen Wohnmobilen

Wie Sie auf dem Bild erkennen können, sind diese Abstände oft durch Bodenmarkierungen vorgegeben. Halten Sie sich exakt an diese Parzellen. Ihre ausgefahrene Markise, ein Vorzelt oder auch nur weit herausgestellte Stühle können diesen Sicherheitsabstand bereits verletzen und werden daher von uns Betreibern nicht toleriert. Es geht hier nicht um eine Einschränkung Ihrer Freiheit, sondern um die Sicherheit aller Anwesenden. Ein Verstoß kann nicht nur eine Ermahnung, sondern im schlimmsten Fall einen Platzverweis nach sich ziehen.

Warum Stellplätze oft keine Toiletten haben und Sie autark sein müssen?

Die vielleicht größte Überraschung für viele Einsteiger ist das Fehlen von Sanitäranlagen. Die Abwesenheit von Toiletten und Duschen auf vielen Stellplätzen ist jedoch keine Sparmaßnahme aus Geiz, sondern eine direkte und notwendige Folge der rechtlichen Abgrenzung zum Campingplatz. Sobald ein Betreiber baulich getrennte Sanitäranlagen errichtet, riskiert er, dass sein Platz von den Behörden als Campingplatz eingestuft wird. Nach der alten Campingplatz-Verordnung Baden-Württemberg beispielsweise gelten Plätze bereits ab vier Stellplätzen als Campingplatz, wenn sie Sanitäranlagen und eine breitere Zufahrt bereitstellen – eine Investition, die den Betrieb erheblich verteuert und das günstige Preismodell unmöglich macht.

Aus diesem Grund ist die wichtigste Voraussetzung für die Nutzung eines reinen Stellplatzes die Autarkie Ihres Fahrzeugs. Der Begriff „autark“ bedeutet in diesem Kontext, dass Sie für eine bestimmte Zeit ohne externe Versorgung auskommen. Wie Wikipedia es treffend formuliert: „Da sanitäre Einrichtungen und Entsorgungsmöglichkeiten fehlen, dürfen sie in der Regel nur von Fahrzeugen genutzt werden, die über ein geschlossenes Abwassersystem sowie eine Bordtoilette verfügen.“ Konkret bedeutet das:

  • Eine fest installierte Toilette mit einer Kassette, die mindestens 2-3 Tage ausreicht.
  • Einen ausreichend großen Frischwassertank (mind. 100 Liter sind für ein Wochenende empfehlenswert).
  • Einen Grauwassertank zur Aufnahme von Abwasser aus Dusche und Spüle. Das Ablassen von Grauwasser auf den Platz ist strengstens verboten.

Ihre Autarkie ist also nicht nur ein Komfortmerkmal, sondern die Eintrittskarte in die Welt der flexiblen und günstigen Stellplätze. Sie ermöglicht uns Betreibern, Ihnen einen legalen Übernachtungsort anzubieten, ohne die teure Infrastruktur eines Campingplatzes vorhalten zu müssen.

Das Risiko von Generatoren: Wann Sie Ihren Stromerzeuger auslassen müssen?

Ein weiteres heikles Thema auf Stellplätzen ist die Nutzung von Stromgeneratoren. Während sie in der Theorie eine Lösung für mangelnde Stromversorgung bieten, sind sie in der Praxis eine der häufigsten Ursachen für Konflikte. Die Gründe dafür sind Lärm- und Geruchsbelästigung. Ein Wohnmobilstellplatz ist ein verdichteter Raum, und das stundenlange Tuckern eines benzin- oder dieselbetriebenen Generators stört unweigerlich die Ruhe der Nachbarn.

Deshalb ist die Nutzung von Generatoren in den meisten Platzordnungen stark reglementiert oder sogar komplett verboten. Als Betreiber müssen wir den Lärmschutz regeln, und dazu gehört die Festlegung von Ruhezeiten. Grundsätzlich gilt auf fast allen Plätzen eine strikte Nachtruhe von 22:00 Uhr bis 6:00 oder 7:00 Uhr, während der jeglicher Lärm, also auch der Betrieb von Generatoren, absolut tabu ist. Auch tagsüber ist der Betrieb oft nur in bestimmten, kurzen Zeitfenstern erlaubt (z.B. mittags oder am späten Nachmittag für maximal 1-2 Stunden).

Die moderne und rücksichtsvolle Alternative sind leise und emissionsfreie Stromversorgungssysteme. Die meisten Wohnmobilisten setzen heute auf eine Kombination aus leistungsstarken Lithium-Batterien (LiFePO4) und Solaranlagen auf dem Dach. Diese Investition macht Sie nicht nur unabhängig von externen Stromquellen, sondern auch zu einem gern gesehenen Gast auf jedem Stellplatz. Viele moderne Stellplätze bieten ohnehin Stromanschlüsse an jeder Parzelle, was den Bedarf an einem lauten Generator weiter reduziert.

Checkliste für die Generator-Nutzung (falls erlaubt)

  1. Platzordnung prüfen: Ist der Betrieb von Generatoren explizit erlaubt und zu welchen Zeiten?
  2. Nachtruhe respektieren: Zwischen 22:00 und 6:00 Uhr ist absolute Ruhe Pflicht.
  3. Mindestabstand einhalten: Betreiben Sie den Generator so weit wie möglich von Nachbarn entfernt.
  4. Windrichtung beachten: Positionieren Sie den Generator so, dass die Abgase vom Nachbarn wegziehen.
  5. Nutzungsdauer begrenzen: Beschränken Sie den Betrieb auf das absolute Minimum (z.B. 1-2 Stunden pro Tag).

Im Zweifelsfall gilt: Verzichten Sie auf den Generator. Die Ruhe und die gute Nachbarschaft auf dem Platz sind ein höheres Gut als ein voller Akku, der sich auch durch eine kurze Fahrt am nächsten Tag wieder aufladen lässt.

Woran erkennen Sie einen „TopPlatz“ Award-Gewinner (Qualitätssiegel)?

In der Welt der Wohnmobilstellplätze gibt es eine große Bandbreite an Qualität – vom einfachen Parkstreifen bis hin zu komfortablen Anlagen mit allen Annehmlichkeiten. Um Reisenden eine Orientierung zu bieten, haben sich verschiedene Qualitätssiegel und Auszeichnungen etabliert. Diese helfen Ihnen, einen Platz zu finden, der bestimmte Mindeststandards erfüllt und von anderen Nutzern oder Experten für gut befunden wurde.

Eines der bekanntesten und verlässlichsten Siegel im deutschsprachigen Raum ist „TopPlatz“. Im Gegensatz zu reinen Nutzerbewertungen, die sehr subjektiv sein können, werden TopPlatz-Anwärter von Inspektoren vor Ort nach einem objektiven Kriterienkatalog geprüft. Ein TopPlatz-Siegel garantiert somit eine hohe Qualität in Bezug auf Lage, Ausstattung, Sauberkeit und Service. Ein weiteres wichtiges Siegel ist die Klassifikation durch den ADAC, die ebenfalls auf einer Expertenprüfung basiert und im bekannten ADAC Camping- und Stellplatzführer veröffentlicht wird.

Die folgende Übersicht vergleicht die wichtigsten Bewertungsarten, um Ihnen bei der Einschätzung zu helfen.

Qualitätssiegel für Stellplätze im Vergleich
Siegel Bewertungsart Kriterien Verlässlichkeit
TopPlatz Inspektoren-Bewertung Objektive Prüfung vor Ort Sehr hoch
ADAC Klassifikation ADAC-Experten Umfassende Prüfung, im ADAC-Campingführer Sehr hoch
Promobil Stellplatz des Jahres Leserwahl Beliebtheit bei Nutzern Mittel (subjektiv)

Ihre 5-Punkte-Qualitätscheckliste für Stellplätze

  1. Ver- und Entsorgung: Ist eine saubere und funktionale V/E-Station mit Strom- und Wasseranschluss vorhanden?
  2. Sauberkeit und Zustand: Wie sauber ist die V/E-Station? Ist die Platzoberfläche befestigt (Asphalt/Schotter) und eben?
  3. Platzordnung: Gibt es klare, verständliche Hinweisschilder zu Regeln, Preisen und Ansprechpartnern?
  4. Sicherheitsgefühl: Ist der Platz gut beleuchtet? Fühlen Sie sich sicher (z.B. eingezäunt, in einer guten Gegend)?
  5. Infrastruktur: Gibt es Stromanschlüsse an den Parzellen und sind diese in gutem Zustand?

Achten Sie auf diese Siegel bei Ihrer Reiseplanung, aber nutzen Sie auch Ihren gesunden Menschenverstand vor Ort. Ein Platz kann auch ohne offizielles Siegel hervorragend sein. Die Checkliste hilft Ihnen dabei, schnell eine eigene Einschätzung vorzunehmen.

Park4Night oder Promobil: Welche App hat die verlässlicheren Daten?

Die Suche nach dem perfekten Stellplatz für die Nacht wird heute fast ausschließlich über Apps gesteuert. Zwei grundlegend unterschiedliche Philosophien prägen dabei den Markt: Crowdsourcing vs. redaktionell geprüfte Inhalte. Die bekanntesten Vertreter dieser beiden Welten sind Park4Night und die Angebote von Fachmagazinen wie Promobil oder dem ADAC.

Park4Night ist die größte Plattform und basiert auf dem Crowdsourcing-Prinzip: Jeder Nutzer kann Plätze eintragen, bewerten und kommentieren. Dies führt zu einer riesigen Datenbank mit unzähligen offiziellen Stellplätzen, aber auch Geheimtipps, Parkplätzen und naturnahen Spots. Die große Stärke ist die Aktualität durch Nutzerkommentare. Hier erfahren Sie oft in Echtzeit, ob ein Platz gesperrt, voll oder eine Zufahrt blockiert ist. Die Schwäche ist die variable Verlässlichkeit: Ein als „traumhaft“ beschriebener Platz kann sich als schräge Wiese entpuppen. Es ist unerlässlich, immer die neuesten Kommentare und Bilder zu prüfen.

Hand hält Smartphone mit Stellplatz-App in Wohnmobil-Innenraum

Im Gegensatz dazu stehen die Apps von Promobil oder dem ADAC. Diese enthalten eine kuratierte Auswahl an Plätzen, die von einer Redaktion oder von Inspektoren geprüft und verifiziert wurden. Wie auch PiNCAMP by ADAC hervorhebt:

Der ADAC veröffentlicht für Reisende auch einen Stellplatzführer in Buchform oder als App, der jedes Jahr aktualisiert wird.

– ADAC, PiNCAMP by ADAC

Hier ist die Verlässlichkeit extrem hoch. Sie können sicher sein, dass die angegebenen Informationen zu Ausstattung, Preisen und Öffnungszeiten korrekt sind. Der Nachteil ist eine kleinere Auswahl und eine geringere Aktualität bei kurzfristigen Änderungen. Die folgende Tabelle fasst die Unterschiede zusammen.

Park4Night vs. Promobil Stellplatzführer
Kriterium Park4Night Promobil/ADAC
Datenquelle Crowdsourcing (Nutzer) Redaktionell geprüft
Anzahl Plätze Sehr viele, inkl. Geheimtipps Weniger, aber verifiziert
Aktualität Sehr aktuell durch Kommentare Jährliche Updates
Verlässlichkeit Variabel, letzte Kommentare prüfen! Hoch, offiziell bestätigt
Kosten Basis kostenlos App kostenpflichtig

Die beste Strategie ist, beide App-Typen zu nutzen: die redaktionellen Führer für die verlässliche Planung der Hauptroute und Park4Night für spontane Alternativen und die Überprüfung der aktuellen Situation vor Ort.

Wie Sie nach 20 Uhr noch legal auf einen Campingplatz kommen?

Während Wohnmobilstellplätze in der Regel eine Anreise rund um die Uhr ermöglichen, ist dies auf klassischen Campingplätzen oft ein Problem. Die meisten Rezeptionen schließen zwischen 18 und 20 Uhr, und die Schranken bleiben danach geschlossen. Eine Spätanreise erfordert daher eine proaktive Strategie, um nicht vor verschlossenen Toren zu stehen.

Der wichtigste Schritt ist die Kommunikation. Rufen Sie den Campingplatz unbedingt am Nachmittag an und kündigen Sie Ihre späte Ankunft an. Viele Plätze sind darauf vorbereitet und bieten Lösungen an. Oft gibt es einen ausgewiesenen Wartebereich oder spezielle Spätanreise-Parzellen direkt vor der Schranke, häufig sogar mit Stromanschluss. Fragen Sie explizit danach. In manchen Fällen erhalten Sie einen PIN-Code für die Schranke oder eine Schlüsselbox, für die Sie Ihr Kennzeichen und Ihre Handynummer hinterlassen.

Einige moderne Campingplätze, insbesondere in Skandinavien oder der Schweiz, rüsten zunehmend auf, um mit der Flexibilität von Stellplätzen mitzuhalten. Der Touring Club Schweiz (TCS) beispielsweise betreibt mehrere Plätze mit automatisierten 24/7 Check-in-Terminals. Dort können Sie wie an einem Hotelautomaten auch mitten in der Nacht mit Ihrer Kreditkarte einchecken und erhalten direkt Ihren Zugangscode zur Schranke und Ihre Parzellennummer. Diese Systeme sind jedoch noch nicht flächendeckend verbreitet. Die sicherste Methode bleibt daher der Anruf am Nachmittag. Melden Sie sich in jedem Fall am nächsten Morgen umgehend an der Rezeption, um den Check-in-Vorgang formal abzuschließen.

Wenn alle Stricke reißen und Sie niemanden erreichen, ist die beste Alternative, einen nahegelegenen Stellplatz für die eine Nacht anzusteuern und am nächsten Morgen entspannt zum Campingplatz weiterzufahren. Dies erspart Ihnen Stress und die unangenehme Situation, die Nacht auf einem ungeeigneten Parkplatz verbringen zu müssen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Stellplatz dient dem Übernachten, nicht dem Urlauben. Jede Regel zielt darauf ab, diesen Zweck zu erhalten.
  • „Campingverhalten“ (Markise, Tische, laute Generatoren) ist verboten, da es den Platz rechtlich und finanziell gefährden kann.
  • Autarkie ist keine Option, sondern eine Grundvoraussetzung. Ihr Fahrzeug muss über Toilette sowie Frisch- und Grauwassertanks verfügen.

Einplanung von Versorgungsstationen: Wie Sie „Wildpinkeln“ und volle Tanks vermeiden?

Die Freiheit des autarken Reisens bringt auch eine große Verantwortung mit sich: die korrekte Ver- und Entsorgung (V/E). Nichts schadet dem Ruf der Wohnmobil-Community mehr als achtlos in die Natur abgelassenes Grauwasser oder unsachgemäß entsorgte Toilettenkassetten. Eine sorgfältige Planung von V/E-Stopps ist daher ein zentraler Bestandteil der Reiseetikette und schützt die Umwelt.

Eine gute Faustregel ist, alle 2 bis 3 Tage eine V/E-Station fest einzuplanen. Dies passt in der Regel gut zum Füllstand der Wasser- und Abwassertanks sowie der Toilettenkassette eines durchschnittlichen Fahrzeugs. V/E-Stationen finden Sie nicht nur auf fast allen Wohnmobilstellplätzen und Campingplätzen, sondern auch an einigen Autobahnraststätten, Kläranlagen oder spezialisierten Entsorgungs-Hubs. Nutzen Sie Ihre Stellplatz-Apps, um diese Stationen entlang Ihrer Route zu identifizieren. Viele Apps haben einen eigenen Filter für „Ver- und Entsorgung“.

Achten Sie darauf, dass die Entsorgung korrekt durchgeführt wird. Grauwasser wird über einen Bodeneinlass abgelassen, die Toilettenkassette wird in eine separate, dafür vorgesehene Vorrichtung entleert und anschließend gespült. Niemals darf der Inhalt der Kassette in den Gulli für Grauwasser oder gar in eine normale Toilette gekippt werden! Die Kosten für die Nutzung variieren von kostenlos über einen 1-Euro-Münzeinwurf für Frischwasser bis hin zu kleinen Pauschalen von 5 bis 10 Euro für den kompletten Service.

Indem Sie diese Routine in Ihre Reiseplanung integrieren, vermeiden Sie nicht nur volle Tanks und unangenehme Gerüche, sondern auch die Versuchung des „Wildpinkelns“ oder illegalen Ablassens. Sie handeln verantwortungsbewusst und tragen aktiv dazu bei, dass Wohnmobilisten auch in Zukunft an vielen Orten willkommen sind.

Indem Sie diese einfachen, aber fundamentalen Regeln verstehen und befolgen, tragen Sie aktiv dazu bei, das einzigartige und kostengünstige System der Wohnmobilstellplätze für alle zu erhalten. Planen Sie Ihre nächste Tour mit diesem Wissen und erleben Sie die wahre Freiheit des autarken Reisens.

Fragen fréquentes sur die Etikette auf Wohnmobilstellplätzen

Was bedeutet ‚autarkes Wohnmobil‘ auf einem Stellplatz?

Auf einem Stellplatz wird erwartet, dass Sie Ihre eigenen Einrichtungen im Wohnmobil nutzen. Ein autarkes Mobil verfügt über eine eigene Toilette mit Kassette, einen Frischwassertank und einen Grauwassertank zur Aufnahme von Abwasser. Nur solche Fahrzeuge sind auf reinen Stellplätzen ohne Sanitäranlagen gestattet.

Warum bauen Stellplätze keine Sanitäranlagen?

Nach vielen Landesverordnungen (z.B. der alten Campingplatz-Verordnung Baden-Württemberg) gilt ein Platz ab einer bestimmten Größe (z.B. vier Stellplätze) rechtlich als Campingplatz, sobald er Sanitäranlagen anbietet. Dies zieht deutlich höhere Kosten und strengere Auflagen (z.B. breitere Zufahrten) nach sich, was das günstige Geschäftsmodell eines Stellplatzes unmöglich machen würde.

Wo kann ich überall ver- und entsorgen?

Auf vielen (aber nicht allen) Wohnmobilstellplätzen sind eine Servicestation zur Entleerung von WC-Kassetten und Grauwasser sowie Frischwasseranschlüsse vorhanden. Auch die meisten Campingplätze bieten diesen Service an, manchmal gegen eine kleine Gebühr für externe Gäste. Auf einfachen Parkplätzen, die nur als Stellplatz ausgewiesen sind, gibt es diese Infrastruktur meistens nicht.

Geschrieben von Markus Wagner, Branchenanalyst und ehemaliger Geschäftsführer eines Wohnmobil-Handelszentrums. Experte für Kaufberatung, Werterhalt, Versicherungen und Luxus-Segment.