
Ab dem 1. Oktober 2024 ist die Alpine-Symbol-Pflicht für Wohnmobil-Winterreifen absolut. Wer danach noch mit alten M+S-Reifen bei winterlichen Bedingungen fährt, riskiert weit mehr als nur ein Bußgelder.
- Alte M+S-Reifen (vor 2018 hergestellt) verlieren ihre Gültigkeit und können im Schadensfall als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden, was zum Verlust des Versicherungsschutzes führen kann.
- Tests zeigen, dass der Bremsweg von Ganzjahresreifen auf Schnee signifikant länger ist als der von echten Winterreifen, was für schwere Wohnmobile ein kritisches Sicherheitsrisiko darstellt.
Empfehlung: Überprüfen Sie umgehend die DOT-Nummer und das Symbol auf Ihren Reifen. Bei einer Herstellung vor 2018 und fehlendem Alpine-Symbol ist ein Wechsel vor dem nächsten Winter zwingend erforderlich, um rechtlich und sicherheitstechnisch auf der sicheren Seite zu sein.
Die Freiheit des Wintercampings ist für viele Wohnmobilisten der Inbegriff von Abenteuer: verschneite Landschaften, wohlige Wärme im eigenen mobilen Zuhause und die Flexibilität, dem Ruf der Berge zu folgen. Doch mit der kalten Jahreszeit kommen auch rechtliche und technische Herausforderungen. Gerade die Bereifung, der einzige Kontakt zur Straße, rückt in den Fokus. Viele Halter sind verunsichert durch die sich ändernden Vorschriften und fragen sich, ob ihre bewährten M+S-Reifen im Winter 2024 noch ausreichen.
Die gängige Antwort darauf beschränkt sich oft auf den Hinweis, dass nun das „Alpine-Symbol“ – eine Schneeflocke im Bergpiktogramm – Pflicht sei. Doch diese Information kratzt nur an der Oberfläche. Es geht nicht nur darum, ein Bußgeld zu vermeiden. Die wahre Gefahr liegt in der Kaskade von Konsequenzen, die eine falsche Bereifung nach sich ziehen kann: vom Verlust des Versicherungsschutzes bei einem Unfall über drastische Strafen bei Überladung im Ausland bis hin zu gefährlichen Fahrsituationen durch falsche Lastverteilung.
Dieser Leitfaden geht daher bewusst einen Schritt weiter. Wir beleuchten nicht nur die Gesetzesänderung, sondern erklären die dahinterliegenden Risiken und geben Ihnen als Experte für Reifen und Fahrzeugsicherheit konkrete, praxiserprobte Handlungsanweisungen. Wir klären, warum der Reifendruck bei Kälte entscheidend ist, wie Sie Ihr schweres Fahrzeug sicher überwintern und wann selbst der beste Winterreifen an seine Grenzen kommt. Ziel ist es, Ihnen die nötige Sicherheit zu geben, damit Sie den Winter im Wohnmobil genießen können – ohne böse Überraschungen.
Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, haben wir alle relevanten Aspekte rund um die Wintertauglichkeit Ihres Wohnmobils in den folgenden Abschnitten detailliert aufbereitet. So navigieren Sie sicher durch alle rechtlichen und technischen Anforderungen.
Sommaire : Ihr umfassender Ratgeber zur Wohnmobil-Winterbereifung 2024
- Bis wann dürfen Sie alte M+S Reifen noch fahren (DOT-Nummer prüfen)?
- Lohnen sich Allwetterreifen für 3,5 Tonnen oder sind sie ein Sicherheitsrisiko im Schnee?
- Wann Ketten Pflicht sind und wie Sie sie aufziehen, ohne den Radkasten zu zerstören?
- Warum der Druck bei Kälte sinkt und wie viel Bar Sie im Winter brauchen?
- Wie Sie Standplatten bei der Einlagerung der schweren Räder vermeiden?
- Die Gefahr von Steinschlag und Nebel: Wann Sie die Panoramaroute meiden müssen
- Wann „schwimmt“ das Fahrzeug: Signale einer falschen Lastverteilung
- Fahrzeuggewicht und 3,5t-Grenze: Wie teuer wird Überladung in Österreich und der Schweiz?
Bis wann dürfen Sie alte M+S Reifen noch fahren (DOT-Nummer prüfen)?
Die wichtigste Nachricht zuerst: Die Übergangsfrist für Winter- und Ganzjahresreifen, die nur die M+S-Kennzeichnung (Matsch und Schnee) tragen, endet definitiv am 30. September 2024. Ab diesem Datum gelten bei winterlichen Straßenverhältnissen – also bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte – nur noch Reifen mit dem Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) als vorschriftsmäßige Winterbereifung. Dies gilt für alle nach dem 1. Januar 2018 hergestellten Reifen. Für ältere Reifen gab es einen Bestandsschutz, der nun ausläuft.
Wer nach dem Stichtag bei winterlichen Bedingungen mit reinen M+S-Reifen erwischt wird, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Die aktuelle Rechtslage sieht für den Fahrer ein Bußgeld von 60 Euro und einen Punkt in Flensburg vor. Wird der Verkehr behindert, erhöht sich das Bußgeld auf 80 Euro. Für den Halter, der die Fahrt anordnet oder zulässt, werden sogar 75 Euro und ein Punkt fällig. Doch das Bußgeld ist nur die Spitze des Eisbergs. Viel gravierender sind die versicherungsrechtlichen Folgen. Bei einem Unfall mit unzureichender Bereifung kann die Kaskoversicherung die Leistung wegen grober Fahrlässigkeit kürzen oder verweigern. Zudem kann die Haftpflichtversicherung Sie in Regress nehmen, also einen Teil der an den Unfallgegner gezahlten Summe von Ihnen zurückfordern.
Entscheidend ist daher die Überprüfung der DOT-Nummer auf der Reifenflanke. Dieser vierstellige Code gibt die Produktionswoche und das Jahr an. „5117“ bedeutet beispielsweise, dass der Reifen in der 51. Kalenderwoche des Jahres 2017 hergestellt wurde. Nur wenn Ihre M+S-Reifen vor dem 1. Januar 2018 (also mit einer DOT-Nummer, die auf 17 oder früher endet) produziert wurden, durften Sie diese bis zum 30.09.2024 fahren. Ab Oktober 2024 ist diese Regelung hinfällig und das Alpine-Symbol wird zur alleinigen Voraussetzung.
Ihr Plan zur Überprüfung der Reifenkonformität
- DOT-Nummer lokalisieren: Suchen Sie den vierstelligen Code in einem Oval auf der Reifenflanke.
- Herstellungsdatum identifizieren: Die letzten beiden Ziffern stehen für das Jahr (z.B. 22 für 2022). Prüfen Sie, ob die Herstellung vor 2018 liegt.
- Alpine-Symbol suchen: Kontrollieren Sie, ob das Bergpiktogramm mit Schneeflocke vorhanden ist. Fehlt es, ist der Reifen nach dem 30.09.2024 bei Winterwetter nicht mehr zulässig, unabhängig vom DOT-Datum.
- Profiltiefe messen: Gesetzlich sind 1,6 mm vorgeschrieben, Experten empfehlen für Winterreifen jedoch mindestens 4 mm für eine sichere Haftung.
- Zustand bewerten: Prüfen Sie die Reifen auf Risse, Beulen oder andere sichtbare Schäden. Poröses Gummi ist ein klares Zeichen für Überalterung.
Lohnen sich Allwetterreifen für 3,5 Tonnen oder sind sie ein Sicherheitsrisiko im Schnee?
Ganzjahresreifen, auch Allwetterreifen genannt, sind ein verlockender Kompromiss. Sie versprechen, den halbjährlichen Reifenwechsel und die Lagerung eines zweiten Radsatzes überflüssig zu machen. Für leichte Pkw im Flachland mag diese Rechnung aufgehen, doch bei einem Wohnmobil mit einem Gewicht von 3,5 Tonnen oder mehr müssen die Prioritäten anders gesetzt werden. Hier stehen Sicherheit und Stabilität an oberster Stelle. Ein Ganzjahresreifen ist per Definition ein Kompromiss: Sein Profil und seine Gummimischung sind so ausgelegt, dass sie bei einer breiten Temperaturspanne funktionieren – von sommerlicher Hitze bis zu leichtem Frost.
Diese Vielseitigkeit hat jedoch ihren Preis. Sobald die Bedingungen anspruchsvoller werden, insbesondere bei Schnee und Eis, zeigt der Kompromiss seine Schwächen. Ein echter Winterreifen besitzt eine weichere Gummimischung, die auch bei tiefen Temperaturen flexibel bleibt, sowie ein spezielles Lamellenprofil, das sich mit dem Schnee verzahnt und so für deutlich mehr Grip sorgt.

Der direkte Vergleich der Profile macht den Unterschied sichtbar: Die tiefen, komplexen Lamellen des Winterreifens (links im Bild) können Schnee aufnehmen und nutzen den „Schnee-auf-Schnee“-Reibungseffekt für maximale Traktion. Das Profil des Ganzjahresreifens (rechts) ist offener und weniger filigran, was die Performance auf schneebedeckter Fahrbahn einschränkt. Die Konsequenzen sind messbar und im Ernstfall entscheidend.
Tests von Fachmagazinen belegen dies eindrücklich. Ein Vergleich der Bremswege zeigt, wie groß der Sicherheitsabstand zwischen den Konzepten ist. Besonders auf Schnee kann dieser Unterschied über einen glimpflichen Ausgang oder einen teuren Unfall entscheiden.
| Reifentyp | Bremsweg nass (80-0 km/h) | Bremsweg Schnee (50-0 km/h) | Bewertung |
|---|---|---|---|
| Winterreifen (Uniroyal Snow Max 3) | 38,2 m | 22,1 m | Sehr gut |
| Ganzjahresreifen (Michelin CrossClimate2) | 41,5 m | 24,8 m | Gut |
| Ganzjahresreifen (Uniroyal All-Season) | 44,1 m | 27,3 m | Befriedigend |
| Sommerreifen (Referenz) | 46,8 m | 35,2 m | Nicht empfehlenswert |
Fazit: Für Wohnmobilisten, die ihr Fahrzeug auch im Winter nutzen und in schneereiche Regionen fahren, sind dedizierte Winterreifen keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Der Sicherheitsgewinn, insbesondere beim Bremsen und bei der Seitenführung, ist den Aufwand des Wechsels wert. Ein Ganzjahresreifen mit Alpine-Symbol ist zwar rechtlich zulässig, stellt aber bei einem 3,5-Tonnen-Fahrzeug im Schnee immer den schlechteren Kompromiss dar.
Wann Ketten Pflicht sind und wie Sie sie aufziehen, ohne den Radkasten zu zerstören?
Selbst der beste Winterreifen kann an seine Grenzen stoßen. An steilen, verschneiten oder vereisten Passstraßen sind Schneeketten oft die einzige Möglichkeit, die Traktion wiederherzustellen und sicher voranzukommen. In vielen alpinen Regionen ist ihre Verwendung nicht nur eine Empfehlung, sondern Pflicht. Gekennzeichnet wird die Schneekettenpflicht durch das runde, blaue Verkehrsschild 268 mit einem Reifensymbol. Wo dieses Schild steht, müssen auf mindestens zwei Rädern der Antriebsachse Schneeketten montiert sein. Wichtig: Diese Pflicht gilt oft auch für Allradfahrzeuge.
Die Montage von Schneeketten am Wohnmobil birgt jedoch Tücken. Das hohe Fahrzeuggewicht und die oft engen Radkästen erfordern sorgfältige Vorbereitung und korrektes Vorgehen. Ein häufiges Problem ist die mangelnde Freigängigkeit: Der Abstand zwischen Reifen und Radkasten, Fahrwerksteilen oder Bremsleitungen muss groß genug sein. Als Faustregel gilt ein Freiraum von mindestens 4 cm rund um den Reifen bei voller Beladung. Ist dieser nicht gegeben, kann eine falsch montierte oder während der Fahrt verrutschte Kette schwere Schäden am Radkasten, an ABS-Sensoren oder Bremsleitungen verursachen.
Die korrekte Montage ist entscheidend für die Sicherheit und Langlebigkeit von Reifen und Fahrzeug. Ein erfahrener Camper teilt seine Lösung im Erfahrungsbericht auf womo.blog:
Wir haben die feingliedrigen Schneeketten von König und lassen jetzt noch eine kleine Spurverbreiterung machen, dann geht das auch.
– Hymer MLT 580 Fahrer, Erfahrungsbericht womo.blog
Für eine sichere Montage gehen Sie wie folgt vor:
- Vorbereitung zu Hause: Machen Sie eine „Trockenübung“ und montieren Sie die Ketten probeweise in der Garage. Überprüfen Sie dabei die Freigängigkeit im Radkasten.
- Antriebsachse bestimmen: Bei den meisten Wohnmobilen auf Fiat Ducato-, Peugeot Boxer- oder Citroën Jumper-Basis handelt es sich um Fronttriebler. Hier gehören die Ketten auf die Vorderräder. Beim Mercedes Sprinter oder Iveco Daily mit Heckantrieb müssen sie hinten montiert werden.
- Sicherer Stand: Halten Sie auf einer ebenen, sicheren Fläche abseits des fließenden Verkehrs. Ziehen Sie die Handbremse fest an und legen Sie den ersten Gang ein.
- Montage: Führen Sie die Kette hinter dem Rad durch, haken Sie den inneren Ring ein und legen Sie das Kettennetz über die Lauffläche. Verschließen Sie die Kette an der Außenseite.
- Nachspannen (kritischer Schritt): Fahren Sie ca. 10 bis 20 Meter langsam vor und halten Sie erneut an. Die Kette hat sich nun gesetzt. Spannen Sie sie fest nach. Dieser Schritt ist unerlässlich, um Schäden zu vermeiden und die volle Wirkung zu erzielen.
- Fahrt mit Ketten: Fahren Sie mit maximal 50 km/h und vermeiden Sie ruckartige Lenk- und Bremsmanöver. Kontrollieren Sie den Sitz der Ketten nach den ersten hundert Metern erneut.
Warum der Druck bei Kälte sinkt und wie viel Bar Sie im Winter brauchen?
Der richtige Reifendruck ist einer der am meisten unterschätzten Sicherheitsfaktoren am Wohnmobil. Besonders im Winter spielt er eine entscheidende Rolle. Der Grund dafür ist ein einfaches physikalisches Gesetz: Kalte Luft zieht sich zusammen. Fahren Sie aus einer warmen Garage (+10 °C) in winterliche Kälte (-10 °C), sinkt der Druck in Ihren Reifen spürbar. Die Faustregel besagt einen Druckverlust von etwa 0,1 Bar pro 10 Grad Celsius Temperaturabfall. Ein Reifendruck, der im Herbst noch korrekt war, kann im tiefsten Winter also gefährlich niedrig sein.
Die Folgen von zu niedrigem Reifendruck sind gravierend:
- Verlängerter Bremsweg: Der Reifen hat keine optimale Auflagefläche mehr, die Bremsleistung lässt nach.
- Instabiles Fahrverhalten: Das Fahrzeug neigt zum „Schwimmen“, besonders in Kurven. Die Lenkpräzision leidet.
- Erhöhter Verschleiß: Der Reifen walkt stärker, erhitzt sich und nutzt sich an den Flanken übermäßig ab.
- Höherer Kraftstoffverbrauch: Der Rollwiderstand nimmt zu.
- Gefahr von Reifenschäden: Im Extremfall kann ein unterbelasteter Reifen überhitzen und platzen.
Daher ist es unerlässlich, den Reifendruck im Winter regelmäßig (mindestens alle 14 Tage) und immer am kalten Reifen zu kontrollieren. Der vom Fahrzeughersteller empfohlene Druck ist der Mindestwert. Viele Experten raten, den Druck im Winter um ca. 0,2 Bar zu erhöhen, um den Temperaturabfall zu kompensieren. Wichtig ist dabei, den maximal zulässigen Druck, der auf der Reifenflanke angegeben ist, nicht zu überschreiten.
Der optimale Reifendruck hängt stark von der tatsächlichen Achslast ab. Ein voll beladenes Wohnmobil benötigt einen höheren Druck als ein leeres. Die folgenden Werte dienen als Orientierung für gängige Basisfahrzeuge und sollten an Ihre individuelle Beladung angepasst werden.
| Fahrzeugtyp | Achslast vorne | Druck vorne (Bar) | Achslast hinten | Druck hinten (Bar) |
|---|---|---|---|---|
| Fiat Ducato 3,5t | 1850 kg | 5,0 | 2000 kg | 5,5 |
| Mercedes Sprinter 3,5t | 1750 kg | 4,5 | 2240 kg | 5,5 |
| Ford Transit 3,5t | 1800 kg | 4,75 | 2100 kg | 5,25 |
| Peugeot Boxer 3,5t | 1850 kg | 5,0 | 2000 kg | 5,5 |
Wie Sie Standplatten bei der Einlagerung der schweren Räder vermeiden?
Viele Wohnmobile werden über die Wintermonate stillgelegt. Doch gerade diese langen Standzeiten bergen eine unsichtbare Gefahr für die Reifen: den sogenannten Standplatten. Durch das hohe Gewicht des Fahrzeugs, das über Wochen und Monate auf derselben kleinen Stelle der Reifenaufstandsfläche lastet, verformt sich die Karkasse dauerhaft. Der Reifen wird unrund. Das Ergebnis ist ein unangenehmes Rumpeln und Vibrieren bei der ersten Fahrt im Frühling, das im besten Fall nach einigen Kilometern verschwindet, im schlechtesten Fall aber permanent bleibt und den Reifen unbrauchbar macht.
Die beste Methode, um Standplatten zu verhindern, ist, die Reifen komplett zu entlasten. Dies geschieht durch das Aufbocken des Fahrzeugs, sodass die Räder frei in der Luft schweben. Diese Maßnahme erfordert jedoch einen geeigneten Untergrund, stabile Wagenheber und das Wissen um die korrekten Ansetzpunkte am Chassis.

Neben dem Aufbocken gibt es weitere effektive Maßnahmen, um die Reifen während der Winterpause zu schonen:
- Reifendruck erhöhen: Erhöhen Sie den Reifendruck um etwa 0,5 Bar über die normale Empfehlung, jedoch ohne den auf dem Reifen angegebenen Maximaldruck zu überschreiten. Ein prallerer Reifen ist formstabiler.
- Fahrzeug bewegen: Wenn das Aufbocken nicht möglich ist, bewegen Sie das Wohnmobil alle zwei bis drei Wochen um eine halbe Radumdrehung. So wird die Belastung auf eine andere Stelle der Lauffläche verlagert.
- CP-Reifen verwenden: Reifen mit der Kennzeichnung „CP“ (Camping Pneu) sind speziell für die Anforderungen von Wohnmobilen entwickelt. Sie haben eine verstärkte Karkasse, die sie unempfindlicher gegen die Belastungen langer Standzeiten macht.
- Reifenwiegen oder Reifenschoner: Spezielle gebogene Unterlagen aus Kunststoff oder Schaumstoff (Reifenwiegen) vergrößern die Aufstandsfläche und verteilen den Druck besser. Ihre Wirkung ist zwar vorhanden, aber nicht so effektiv wie das regelmäßige Bewegen oder Aufbocken.
Die Investition in die richtige Einlagerung ist eine Investition in die Langlebigkeit Ihrer teuren Wohnmobilreifen. Ein ruinierter Reifensatz im Frühjahr ist deutlich kostspieliger als die Anschaffung von vier Unterstellböcken.
Die Gefahr von Steinschlag und Nebel: Wann Sie die Panoramaroute meiden müssen
Panoramastraßen in den Alpen locken mit atemberaubenden Ausblicken, bergen im Winter aber auch spezifische Gefahren. Neben Schnee und Eis sind es vor allem Steinschlag und plötzlich aufziehender Nebel, die eine Fahrt unkalkulierbar machen können. Der ständige Wechsel von Frost und Tauwetter im Winter löst Gestein aus den Felswänden, das unvorhersehbar auf die Fahrbahn stürzen kann. Warnschilder sind ein ernstzunehmender Hinweis auf eine akute Gefahrenlage. Statistiken zeigen, dass die Risiken auf solchen Strecken nicht zu unterschätzen sind. Laut ADAC-Auswertungen besteht auf alpinen Panoramarouten im Winter ein bis zu 35 % höheres Unfallrisiko im Vergleich zu Talstraßen.
Bei Nebel oder starkem Schneefall reduziert sich die Sicht auf wenige Meter, was das Erkennen von Kurvenverläufen oder Hindernissen fast unmöglich macht. Für ein schweres Wohnmobil, das einen längeren Bremsweg hat, ist dies eine extrem gefährliche Situation. Daher gilt die Regel: Im Zweifel für die Sicherheit entscheiden. Prüfen Sie vor Antritt der Fahrt unbedingt den Wetterbericht und die Straßenverhältnisse (z. B. über die Webcams von Alpenpässen). Bei Warnungen vor Steinschlag, Lawinengefahr, Nebel oder bei unsicherer Wetterlage sollten Sie die Panoramaroute meiden und auf die sicherere, wenn auch vielleicht weniger spektakuläre Talstrecke ausweichen.
Ein weiterer Aspekt ist der Versicherungsschutz. Zwar ist ein Steinschlagschaden an der Windschutzscheibe in der Regel über die Teilkaskoversicherung abgedeckt. Befahren Sie jedoch eine Strecke, die eindeutig mit Warnschildern vor Steinschlag gesichert oder sogar offiziell gesperrt ist, kann Ihnen die Versicherung grobe Fahrlässigkeit vorwerfen und die Leistung kürzen. Eine sorgfältige Dokumentation und Routenplanung ist daher auch aus rechtlicher Sicht ratsam.
Checkliste: Versicherungsschutz bei Steinschlaggefahr
- Versicherungspolice prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Teilkaskoversicherung Glasschäden durch Steinschlag ohne hohe Selbstbeteiligung abdeckt.
- Warnhinweise beachten: Ignorieren Sie niemals offizielle Warnschilder. Das Befahren einer gesperrten Straße führt fast immer zum Verlust des Versicherungsschutzes.
- Situation dokumentieren: Machen Sie im Zweifel Fotos von der Beschilderung oder dem Straßenzustand. Dies kann bei späteren Auseinandersetzungen mit der Versicherung hilfreich sein.
- Alternative Route wählen: Wenn eine Route als gefährlich eingestuft wird, wählen Sie eine Alternative und vermerken Sie dies kurz in Ihrem Fahrtenbuch oder Ihrer Navigations-App-Historie.
- Verhalten im Schadensfall: Sichern Sie die Schadenstelle, informieren Sie bei größeren Schäden oder bei Personenschaden die Polizei und nehmen Sie umgehend Kontakt zu Ihrer Versicherung auf.
Wann „schwimmt“ das Fahrzeug: Signale einer falschen Lastverteilung
Ein unsicheres, schwammiges Fahrgefühl, bei dem das Wohnmobil in Kurven oder bei Seitenwind instabil wirkt, ist ein ernstes Warnsignal. Dieses „Schwimmen“ deutet oft auf ein Problem hin, das gerade im Winter kritisch ist: eine falsche Achslastverteilung. Viele Wohnmobile, insbesondere solche mit Frontantrieb auf Fiat-Ducato-Basis, sind von Natur aus hecklastig. Wird die große Heckgarage dann noch mit schweren Gegenständen wie E-Bikes, einem vollen Wassertank oder Skiausrüstung beladen, wird die Vorderachse zu stark entlastet. Die angetriebenen Vorderräder verlieren an Anpressdruck und damit an Traktion. Auf Schnee oder nasser Fahrbahn kann dies dazu führen, dass die Räder durchdrehen und das Fahrzeug kaum noch lenkbar ist.
Das Ziel muss eine möglichst ausgewogene Gewichtsverteilung sein. Schwere Gegenstände sollten so tief wie möglich und idealerweise zwischen den Achsen gelagert werden. Leichtere Ausrüstung kann in die oberen Staufächer. Manchmal hilft schon ein einfaches Umräumen, um das Fahrverhalten dramatisch zu verbessern.
Fallbeispiel: Optimierung der Achslastverteilung im Winter
Ein Ducato-Fahrer berichtete von massiven Traktionsproblemen mit zwei E-Bikes in der Heckgarage. An einer leichten, schneebedeckten Steigung drehten die Vorderräder durch. Nach einer gezielten Umverteilung – die schweren E-Bike-Akkus wurden in den vorderen Fußraum gelegt und der vorn liegende Frischwassertank zu 70 % gefüllt – verbesserte sich die Traktion der Vorderachse entscheidend. Eine Kontrollwiegung auf einer Achslastwaage zeigte das Ergebnis in Zahlen: Vorher lasteten 62 % des Gewichts auf der Hinterachse, nach dem Umladen war die Verteilung mit 52 % hinten deutlich ausgeglichener. Die Fahrstabilität auf Schnee und die Lenkbarkeit waren spürbar besser.
Um Gewissheit über die eigene Achslastverteilung zu erlangen, ist eine Kontrollwiegung unerlässlich. Dies kann auf einer öffentlichen Fahrzeugwaage (z. B. bei Raiffeisen-Märkten oder Recyclinghöfen) oder mit einer speziellen mobilen Radlastwaage geschehen.
- Waage aufsuchen: Fahren Sie zu einer geeichten Fahrzeugwaage oder nutzen Sie eine mobile Waage.
- Vorderachse wiegen: Fahren Sie nur mit den Vorderrädern auf die Waage und notieren Sie das Gewicht.
- Gesamtfahrzeug wiegen: Fahren Sie mit dem kompletten Wohnmobil auf die Waage und notieren Sie das Gesamtgewicht.
- Hinterachslast berechnen: Ziehen Sie das Gewicht der Vorderachse vom Gesamtgewicht ab, um die Last auf der Hinterachse zu ermitteln.
- Werte vergleichen: Vergleichen Sie die gemessenen Achslasten mit den zulässigen Werten in Ihren Fahrzeugpapieren. Für eine gute Fahrstabilität im Winter sollte die Vorderachse nicht zu stark entlastet sein. Eine Verteilung von ca. 45-48 % vorne und 52-55 % hinten ist oft ideal.
Das Wichtigste in Kürze
- Alpine-Symbol-Pflicht: Ab dem 1. Oktober 2024 sind bei Winterwetter ausschließlich Reifen mit dem Alpine-Symbol (Schneeflocke im Berg) zulässig.
- Bestandsschutz endet: Die Übergangsfrist für M+S-Reifen, die vor 2018 hergestellt wurden, läuft am 30. September 2024 ab. Überprüfen Sie Ihre DOT-Nummer.
- Versicherungsrisiko: Fahren mit unzulässigen Reifen kann als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden und zum Verlust des Kaskoschutzes sowie zu Regressforderungen führen.
Fahrzeuggewicht und 3,5t-Grenze: Wie teuer wird Überladung in Österreich und der Schweiz?
Das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen ist für viele Wohnmobilisten eine magische, aber auch kritische Grenze. Gerade im Winter ist sie schnell überschritten. Zusätzliches Gepäck wie Schneeketten (10-25 kg), eine zweite Gasflasche für die Heizung (bis zu 26 kg), nasse Skiausrüstung (30-50 kg) und gefüllte Wassertanks zum Schutz vor dem Einfrieren (100-150 kg) addieren sich schnell zu mehreren hundert Kilo. Eine Überladung ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko, da Bremsen und Fahrwerk überlastet werden, sondern kann im Ausland extrem teuer werden.
Während in Deutschland die Strafen für geringe Überladung noch moderat sind, zeigen sich unsere Nachbarländer Österreich und Schweiz deutlich weniger tolerant. Besonders in Österreich gibt es praktisch keine Toleranzgrenze. Schon eine geringe Überschreitung kann zu hohen Bußgeldern und zur Stilllegung des Fahrzeugs führen, bis die überschüssige Ladung umgeladen wurde. Bei erheblicher Überladung drohen in Österreich Strafen von bis zu 5.000 Euro. Auch die Schweiz ist für ihre strengen Kontrollen bekannt. Eine Überschreitung von mehr als 5 % des zulässigen Gesamtgewichts führt unweigerlich zu einer Anzeige und zur Stilllegung des Fahrzeugs.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die drohenden Konsequenzen und verdeutlicht, warum eine Kontrollwiegung vor einer Auslandsreise im Winter unerlässlich ist.
| Land | Überladung | Strafe | Weitere Konsequenzen |
|---|---|---|---|
| Deutschland | 5-10% | 10-30€ | Punkt möglich |
| Deutschland | >20% | 95€ + 1 Punkt | Weiterfahrt verboten |
| Österreich | >2% | 35-5000€ | Sofortige Entladung |
| Schweiz | >100kg | 100 CHF | Anzeige möglich |
| Schweiz | >5% | Anzeige | Fahrzeug stillgelegt |
Wissen ist der beste Schutz vor bösen Überraschungen. Eine Fahrt auf die öffentliche Waage vor dem Winterurlaub kostet nur wenige Euro, kann aber Hunderte oder gar Tausende Euro an Bußgeldern und erheblichen Ärger ersparen.
Ihre Sicherheit und die Einhaltung der Vorschriften sind kein Zufall, sondern das Ergebnis sorgfältiger Planung. Überprüfen Sie daher noch heute Ihre Bereifung, kontrollieren Sie die Lastverteilung und planen Sie Ihre Winterreisen mit der nötigen Voraussicht. Eine sichere Fahrt beginnt lange vor dem ersten Schneefall.